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21.5.2021

"Business Woman"

Frauen in Führungspositionen? Aber natürlich! Wir haben ein Interview mit der WAM-Ehemaligen Sarah Nagel geführt. Sie erzählt uns, wie wichtig es ist, dass Frauen den Mut haben sollten, ihr Potential zu entfalten.

Der Geschäftsführer, der Boss, der Vorgesetzte – was fällt auf? Männliche Führungspositionen sind oft gängiger als weibliche. Doch auch Frauen können sich in Führungspositionen behaupten, und das mit sehr starkem Erfolg. Wir haben mit Sarah Nagel gesprochen, eine Ehemalige der WAM. Sie hat uns ihre Erfahrungen mitgeteilt und uns außerdem erklärt, warum man sich, unabhängig vom Geschlecht, mehr trauen sollte.

Was bedeutet für Sie „Business Woman“?

"Ich nutze den Begriff zwar nicht, aber ich assoziiere damit eine Frau, die sich im Berufsleben behauptet hat. Die sich, unabhängig von ihrem Geschlecht, die Position erkämpft hat, die sie innehaben will."

Wie war Ihr Werdegang in der Berufswelt? – Gab es Momente, wo Sie angeeckt sind, weil Sie eine Frau sind?

"Ich habe früh Projekt-, Budget- oder auch Personalverantwortung übernommen – damals im Eventmarketing und Presseumfeld. Nach meinem anschließenden Studium an der WAM und dem Master in England bin ich Unternehmensberaterin im Finanzsektor geworden. Relativ schnell durfte ich auf einem Senior-Level Kunden beraten und war Teil der Geschäftsleitung. Angeeckt bin ich, glaube ich, noch nie aufgrund meines Geschlechts; vielmehr habe ich mich in Situationen wiedergefunden, die männliche Kollegen nicht unbedingt in der Form oder Häufigkeit erlebten. Wenn ich mit männlichen Kollegen unterwegs war, gab es zum Teil überraschte Gesichter, dass ich „den höheren Rang“ hatte, das Projekt oder die Verhandlung leite. Gefühlt muss man als Frau zunächst stärker überzeugen, dass man die eigene Position verdient hat. Das wird bei Kollegen ggf. eher hingenommen und nicht hinterfragt. Das spornte mich jedoch eher an, als dass es mich bremste. Auch habe ich immer das Glück gehabt, dass mein Potenzial und mein Engagement gesehen, honoriert und gefördert wurde.

Unter anderem ist es so, dass die oft zitierte „gläserne Decke“ erst wirklich zum Tragen kommt, wenn es um Geschäftsführungs- oder Direktorenpositionen in größeren Unternehmen geht, wenn die Frage nach Vereinbarkeit von Familie und Beruf relevanter wird."

Der Wunsch „Business Woman“: Warum sollten sich mehr Frauen trauen?

"2 Gründe. 1. Ich denke die Wirtschaft braucht Diversität; das beziehe ich nicht nur auf das Merkmal „Frau“ (zumal das bereits eine Verallgemeinerung beinhaltet). Ich denke, dass leitende und damit prägende Funktionen der Wirtschaft zu viel von bestimmten Charakteristika geprägt sind. In Summe darf man hier sicher den „alten weißen Mann“ ansprechen. Diese singuläre Sicht auf Wirtschaft und Gesellschaft reicht nicht aus, um Zukunft zu gestalten. Auch nicht die Zukunft für das einzelne Unternehmen. Daher sollten sich Frauen trauen, da sie eine wichtige Säule für die Zukunft unserer Wirtschaft darstellen. 2. Glaube ich, dass man sich im Leben immer „trauen“ sollte. Die Angst vor Gegenwind, Scheitern oder Veränderung ist in unserem Land groß; häufig bei Frauen besonders. Ich empfehle, den Mut zu haben sich selbst zu verwirklichen, unabhängig von Partnerschaft, Familie und Co. Das muss nicht immer gleichbedeutend mit Karriere sein, sondern soll einfach bedeuten, dass Frauen den Mut finden sollten, ihr Potenzial zu entfalten, zum eigenen Wohle und zum Wohle unserer Gesellschaft."

Tipps für Frauen, die ihr eigenes Business aufbauen wollen?

"Netzwerken, Netzwerken, Netzwerken. Männer, wenn man so pauschalisieren will, sind besser darin, Geschäftsbeziehungen aufzubauen und zu nutzen. After-Work-Wine, Golf-Club, Lions Club usw. Frauen arbeiten häufig eher gegeneinander. Ich kenne großartige Frauen, die das anders gehandhabt haben und sehr erfolgreich sind. Und die auch mich inspiriert und supportet haben. Keine Angst vor „Girls united“ und der häufig mitschwingenden „Emanzenclub“-Assoziation. Wenn starke Frauen sich zusammentun und sich unterstützen, ist das etwas, dass man nicht belächeln und schon gar nicht unterschätzen sollte."