Florence G. ist Studentin an der WAM für Illustration und befindet sich aktuell im 5. Semester. In den letzten Semesterferien hat sie ein Praktikum im Bereich Restaurierung bei Thomas Lutgen absolviert (Standort Trier). Wie sie diese Zeit empfunden hat und was sie über die Arbeit eines Restaurators gelernt hat - all das hat sie uns nun in einem Interview erzählt.
Schon seit längerem habe ich ein Praktikum bei Thomas Lutgen in Betracht gezogen und das Pflichtpraktikum an der WAM bot mir die perfekte Gelegenheit dazu. Das Unternehmen und deren Projekte sind mir schon länger bekannt gewesen und aufgrund meines Interesses an der Restaurierung wollte ich gerne einen Einblick in die Branche bekommen. Die Restaurierung ist als eine Art wissenschaftliches Handwerk einzuordnen, welches sich für die Erhaltung und Aufbereitung von Denkmälern oder historischen Gebäuden einsetzt. Ich war neugierig zu erfahren, welche Materialien und Techniken vor Ort für die Konservierung der Objekte verwendet werden und wie sich der Alltag als Restaurator gestaltet. Zudem ist die Tätigkeit, aufgrund von zahlreichen Projekten und Ortschaften an denen gearbeitet wird, recht vielfältig und ich konnte mir sicher sein, dass ich nützliche Erkenntnisse aus dem Praktikum in Bezug auf meinen Fachbereichen mitnehme.
Hauptsächlich konnte ich aus meinem Studium einige technische Fähigkeiten mit in mein Praktikum einbringen. Es ließen sich einige Parallelen im Umgang mit den handwerklichen Materialien zwischen meinem Studiengang und dem Praktikum feststellen. Besonders für die feineren Arbeiten im Bereich Wandmalerei oder Retuschierung haben mir meine gekonnte Pinselführung und das korrekte Anmischen von diversen Farbtönen geholfen. Auch den langwierigen und teils frustrierenden Arbeitsprozess bis zur Fertigstellung eines Projekts kenne ich von größeren Illustrationsarbeiten aus der WAM. Des Weiteren hat mir der geschulte Sinn für Ästhetik und Komposition im Praktikum durchaus Vorteile verschafft. Durch meine Fähigkeit, kreativ mitzudenken und Zusammenhänge zu erkennen, war ich in der Lage, mich geschickt in das Unternehmen einzubringen.
In meinem dreimonatigen Praktikum konnte ich sowohl neue handwerkliche Fähigkeiten als auch einige persönliche Eigenschaften entwickeln. Zu den erlernten Techniken gehören beispielsweise das Vergolden von Stuck- und Steinobjekten, das Anmischen sowie Auftragen von Pigmenten mit unterschiedlichen Bindemitteln oder auch die Festigung von historischem Putz. Jede verwendete Technik soll so weit wie möglich mit den geschichtlichen Befunden übereinstimmen. Die Recherche und Analyse sind in der Restaurierung ein wichtiger Bestandteil und ich habe diesbezüglich mitgenommen, dass eine gute Recherche oft der Schlüssel für ein qualitativ hochwertiges Ergebnis ist. Auf persönlicher Ebene wurden besonders meine Geduld, mein Durchhaltevermögen sowie meine Kondition auf die Probe gestellt. Der Beruf setzt voraus, sich für lange Zeit auf eine bestimmte Aufgabe, wie beispielsweise das Ausmalen von kleinen Flächen, zu konzentrieren. Die Kunst hierbei ist, die Geduld zu bewahren und nicht hektisch zu werden, da ein präzises Ergebnis verlangt wird. Des Weiteren ist der Beruf an sich körperlich sehr anstrengend, weil den ganzen Tag im Stehen oder zumindest in sehr unbequemen Positionen gearbeitet wird. Anfangs haben mich Muskelkater und extreme Müdigkeit geplagt, doch mit der Zeit hat sich meine Kondition erheblich verbessert und ich kann ohne Probleme größeren Anforderungen standhalten.
Durch das Praktikum und die enge Zusammenarbeit mit anderen Arbeitskollegen fühle ich mich mehr in meinen eigenen Fähigkeiten bestärkt. Ich bin sehr in der Arbeit aufgegangen und konnte mich auch über eine positive Resonanz seitens der Mitarbeiter freuen. Das Vertrauen in mich selbst hat sich weiter gefestigt, ich habe gemerkt, dass es am besten ist, man selbst zu sein und diese Individualität einzusetzen. Außerdem habe ich festgestellt, dass man sein Bestes meistens dann leistet, wenn man dies mit aufrichtiger Begeisterung tut. Durch das Praktikum in der Restaurierung habe ich möglicherweise einen potenziellen Berufsweg gefunden, auf den ich in Zukunft noch einmal zurückkommen werde.