Arvid F. ist Student an der WAM für Illustration und befindet sich aktuell im 3. Semester. Heute gibt er uns einen Einblick in seine Praxisphase.
Was genau Praxisprojekte sind, könnt ihr entweder auf der WAM-Website (Beispiel-Studiengang) nachlesen oder ihr schaut bei unserem ersten Blogeintrag aus der Reihe hier vorbei.
Wir versuchten von Anfang an mit den Gegebenheiten des Theaters zu arbeiten, um unser Rebranding authentisch gestalten zu können. Es wurde also erstmal eine komplette Bestandsaufnahme mit Internetumfragen, Besichtigung und Informationen vom Theater selbst gemacht. In welcher Umgebung befinden wir uns innerhalb der Stadt? Wer sind die Theaterbesucher und welche Gesellschaftsschichten kann man wie davon überzeugen eine Vorstellung zu besuchen? Zu welcher architektonischen Epoche gehört das Bauwerk und welche Farben sind dort vorherrschend? Mit diesen ersten Informationen haben wir dann angefangen das Konzept aufzubauen. Um Besucher aus der Südstadt in die Nordstadt und zum Theater zu locken, wurden Guerilla-Aktionen in der Innenstadt geplant, für Studenten Rabatte eingeführt und für die Nordstadt Plakate, Aufkleber und Banner entworfen. Ebenso haben wir für eine neue Internetpräsenz gesorgt. Das Corporate Design entwickelten wir aus dem Gebäude heraus. Wir lehnten den Designstil an die künstlerische Epoche an, was in unserem Fall Art Deco war. Alles in allem sollte das Theater einen modernen angehauchten Retrolook bekommen und so zum Kult-Ort werden. Die Aufmachung und das Image sollten dazu einladen nach einem Theaterstück o.ä. noch zu Gesprächen und Getränken zu bleiben. Das Theater sollte damit zu einem Schnittpunktzwischen der älteren und jüngeren Generation werden.
Mit ziemlicher Sicherheit konnte ich nahezu alles anwenden, was ich bisher gelernt hatte. Denn alles greift ineinander ein und erweitert den Horizont - hauptsächlich, in meinem Fall, natürlich auf künstlerischer und designtechnischer Ebene, wie z.B. die Einordnung des Gebäudes in die jeweilige Epoche und das daraus folgende Konzept. Dazu kommt noch das Wissen über die Farb- und Formenlehre, der Blick für Ästhetik sowie die Umsetzung der entstehenden Ideen in digitaler Form.
Einen großen Teil nimmt hier wohl die Erfahrung der Teamarbeit ein. Man ist, und gerade Illustratoren, oft allein mit seinen Ideen - man muss keine Kompromisse eingehen, hat aber auch keinen zweiten, dritten oder vierten Input, der die Idee noch um ein Vielfaches verbessern könnte. Mit Teamarbeit meine ich also die Abstimmung mit den anderen Mitgliedern und Fachbereichen, die Betrachtung aller Ideen und Perspektiven, ohne etwas zu verurteilen, und die Fähigkeit aus all diesem Durcheinander eine mögliche Leitidee zu filtern, mit der sich alle begeistern können. Für mich selbst konnte ich mitnehmen konstruktive Kritik zugeben, aber auch anzunehmen und damit zu arbeiten - außerdem auch eine Menge an Routine mit den gestalterischen Programmen und Abläufen an sich. Ich würde sagen, dass ich im Nachhinein sehr viel strukturierter und geplanter an Sachen herangehe als zuvor. Vorher glich das Ganze eher spontanen Kreativitäts- und Ideenschüben ohne Struktur.
Ich habe gelernt, wie wichtig Struktur für mich ist, um bei der Sache zu bleiben. Ich selbst denke oft in so viele verschiedene Richtungen gleichzeitig, sodass es mir manchmal schwer fällt bei der eigentlichen Sache zu bleiben. Und auch dass ich mit meinem Perfektionismus vorsichtig sein muss, wenn ich mit anderen zusammenarbeite.