Prüfungen im Filmstudium sind immer etwas Aufregendes. Anstelle von Klausuren oder individuell geschriebenen Hausarbeiten, geht es hier nämlich immer um die eigenständige Produktion eines Filmes im Team. Das ist auch unter „normalen“ Bedingungen ein aufregendes Jahr, voll gepackt mit neuen Erfahrungen und Herausforderungen. Dieses Jahr wurde es durch Corona und dem daraus resultierenden Onlinesemester und den Hygienebedingungen am Set nicht unbedingt leichter.
Hannah K. studiert Film an der WAM. Sie ist Vertreterin der Prüfungsteams und war bei den Filmdrehs im Sommer und Herbst unter Corona-Bedingungen selbst aktiv.
Am Anfang war das Wort. Im Film steht am Anfang eine Idee. So sind wir auch in das Projekt „Vordiplom“ gestartet: Nach erfolgreichem Bilden von Prüfungsteams innerhalb des Kurses, ging es an die Ideenfindung. Es müssen jeweils zwei Geschichten und Konzepte entwickelt und in Form von jeweils einem Verfilmungsantrag, der sowohl produktionstechnische Angaben als auch u.a. ein Exposé enthält, bei der WAM eingereicht werden. Die Dozenten, die später als Jury auch die fertigen Filme bewerten werden, genehmigen diese; im besten Falle beide. Dies geschieht gegebenenfalls nach wiederholter Überarbeitung durch das Team. Dieses muss sich anschließend für eine der beiden Ideen entscheiden.
Steht erst einmal fest, welches Projekt konkret in die Tat umgesetzt wird, beginnt die wirkliche Arbeit: Das Drehbuch muss geschrieben, Schauspieler müssen gecastet, Locations gefunden und Teammitglieder zu einer gut funktionierenden Crew zusammengestellt werden. Natürlich ist auch die Finanzierung des Films ein wichtiger Punkt. Schließlich kosten Versicherungen Geld, Essen am Set ist essentiell für die gute Stimmung und trotz Sachsponsoring, kommt man um die ein oder andere Ausgabe nicht herum. Dazu werden oftmals Crowdfunding-Kampagnen erstellt und natürlich ganz lieb bei Freunden und Familie angefragt. Wie bereits angedeutet, begibt man sich selbstredend auch auf die Suche nach Sponsoren. Natürlich hat man bei all dem zwischendurch im Unterricht und in Durchführungsgesprächen immer wieder die Möglichkeit, sich von verschiedenen Dozenten Feedback und Tips abzuholen.
Zwei Wochen vor Drehbeginn, muss dann die erste Produktionsmappe eingereicht werden, in der u.a. die Kalkulation und Finanzierung des Projekts, der Drehplan, die Stab- und Cast-Liste sowie das Drehbuch enthalten sind. Ja, und dann ist es auch schon an der Zeit für das erste „Und... bitte!“ Der Dreh für die Prüfung im Filmstudium beginnt: Zehn Tage lang alles geben, mit Höhen und Tiefen, großen und kleinen Erfolgen und Misserfolgen, hoffentlich einer Menge Spaß und vielen neuen Erfahrungen. Nach diesen zehn Tagen, wenn das letzte Mal ein lautes „Danke!“ von Seiten der Regie ertönt ist, ist dann plötzlich alles auch schon wieder vorbei. Auf der einen Seite hat man das Gefühl seit Ewigkeiten nichts anderes mehr gemacht zu haben, auf der anderen Seite sind die zehn Tage total schnell an einem „vorbeigezogen“. In jeden Falle fällt im Kollektiv aller Beteiligten spürbar unheimlich viel Anspannung ab.
Fertig ist der Film aber natürlich noch lange nicht. Aufnahmen wollen gesehen und gehört, ausgewählt und mit einander verschnitten werden. Natürlich darf auch Musik nicht fehlen. Neben der kreativen Arbeit an dem Film selber, muss außerdem noch eine zweite, abschließende Produktionsmappe mit endgültiger Finanzierung, Belegabrechnung und vielem mehr angefertigt werden.
Und dann ist er auch schon da, der Abgabetag im Oktober – ein USB-Stick, eine Mappe und weg ist das Ding. Das wars. Fast ein Jahr Arbeit von der ersten Idee bis zur Abgabe.
Ich glaube völlig unabhängig davon, wie genau alles gelaufen ist, irgendwie ist man einfach froh, es geschafft zu haben, und dankbar für jede Lektion (und das sind so einige), die man über den gesamten Prozess hinweg lernen durfte oder musste. ;)
Eine Filmproduktion ist immer viel Arbeit und in dem „Stadium des Filmemachens“, in dem wir uns (noch) befinden, auch immer eine große Ansammlung von vielen Fragezeichen. Es gibt einfach unheimlich viel, was man zum ersten Mal tut und von dem man nicht so genau weiß, wie man es macht, bis man es eben einfach macht – irgendwie.
Covid-19 war – und das natürlich nicht nur für uns, sondern für jeden – ein weiteres, überdimensional großes Fragezeichen. Lange wusste keiner, ob und wann wir wieder am Set werden stehen können, vor allem aber nicht unter welchen Bedingungen. Klar war: Die oberste Priorität muss sein, dass jeder gesund bleibt. Unter dieser Prämisse haben wir viele Gespräche untereinander, mit Dozenten und der Prüfungs- bzw. Akademieleitung der WAM geführt, ein Hygienekonzept erstellt und erneut, in diversen Gesprächen, im Detail so „verfeinert“, dass wir alle das Gefühl hatten, dass wir damit so „safe“ sind, wie wir es unter den Umständen sein könnten. Denn natürlich war es uns in keiner Weise möglich, dieselben Maßnahmen wie an professionellen Sets zu ergreifen, wo z.B. engmaschig Tests durchgeführt werden. Neben dem Tragen von Masken, Einhalten von Abstandsregelungen und regelmäßigen Desinfizieren von Oberflächen, gab es noch viele weitere Regelungen, wodurch unter anderem, die maximal erlaubte Anzahl an Personen, die sich beispielsweise gleichzeitig im Filmstudio aufhalten dürfen, beschränkt wurde.
Alles in Allem hat Covid-19 bzw. der Regelkatalog, der einzuhalten war, das Drehen mit Sicherheit nicht einfacher gemacht. Dies hat uns hier und da Kraftanstrengungen abverlangt, die die Arbeit am Set anstrengender gemacht und die Stimmung etwas absacken lassen haben. Unter all das „Negative“, können wir in der Retrospektive glücklicherweise einen Strich machen und ein positives Ergebnis notieren. Denn wir haben unser Ziel, „Corona-frei“ durch die Drehzeiten zu kommen, erreicht und zusätzlich alle Filme im Kasten. Diese sind zwar nicht immer so geworden, wie ursprünglich erträumt, aber es sind Prüfungsfilme, die mit viel Liebe zum Detail auch über das Abgabedatum hinaus noch bearbeitet werden, um sie noch näher an die Vision, die über all dem gestanden hat, zu bringen.
Covid-19 hat vieles erschwert. Das haben alle zu spüren bekommen und hat vor unserem Studium und unserer Filmprüfung natürlich nicht halt gemacht. Das ist etwas, worauf wir gerne verzichtet hätten, aber gleichzeitig eben auch eine Erfahrung, die uns gezeigt hat, dass auch ein weiteres Fragezeichen im Vorfeld einen nicht davon abhalten sollte, es trotzdem zu versuchen. :)
Hannah Keim, Fife V
Trotz des dieses doch eher turbulenten Jahres, sind bei den Filmprüfungen im Studium Film an der WAM tolle Filme entstanden, die wir euch gerne präsentieren möchten. Bleibt gespannt!