Präsenzschulen haben den Vorteil, dass Unterrichtsinhalte und soziale Kompetenzen direkt, persönlich und interaktiv vermittelt werden. Sie bieten den Ort, um zu lernen, Freunde zu finden und haben in der Regel mindestens eine Studi-Kneipe und ein Café in der Nähe. Sie repräsentieren das, was ein Studium seit jeher ausmacht. Dieses Konzept stößt jedoch nicht nur in Situationen wie Pandemien an seine Grenzen, auch Studierende mit Kindern oder Beruf tun sich mit diesem Konzept oft schwer.
Zudem ändert sich unsere Welt gefühlt immer schneller. Ständig gibt es neue Smartphones, bessere Computer, neue Trends, neue Viren oder Katastrophen und erratisch agierende Politiker wie Trump, der plötzlich TikTok verbietet. Muss sich in so rasch wechselnden Umständen dann nicht auch ein Studium anpassen?
Online zu studieren ist in vielen Fächern in der Tat kein Problem. Vor allem theoretische Inhalte können sehr gut in den virtuellen Raum übertragen werden. Es wird viel mit Tablets und Computern gearbeitet oder die Vorlesungen können problemlos auch via Zoom gehalten werden. Und selbst Studiengänge mit praktischen Anteilen, wie zum Beispiel bei Illustration oder Kommunikations-und Mediendesign, können remote gut stattfinden. Aus diesem Grund bieten Akademien, wie auch die WAM ganze Studiengänge als reines Onlinestudium an.
Aber: Wenn online, dann richtig. Es braucht ein angepasstes digitales Lehrkonzept. Einfach den 90-Minuten Vortrag ins Internet verlegen, geht nicht. Kurze abwechslungsreiche Unterrichtseinheiten sind wichtig. Dazu: eine stabile Technik. Und: eine gut sortierte Mediathek, in der alle Inhalte abrufbar sind. Nicht zu vergessen: Austausch mit den Kommiliton*innen und Dozent*innen – digital und real. (Bierpong geht auch nur real!)
Auf diesem Weg lässt sich der Unterricht dann perfekt auf das Studium von Zuhause aus anpassen, und es wird nicht an Qualität gespart. Mehr noch: Dann sorgt ein Onlinestudium für Chancengleichheit: Alle die nicht können (Risikogruppen etc.) oder wollen (Umzug), haben so die Chance trotzdem ihre Lieblingsausbildung zu machen. - Ist das also der künftige Königsweg für das Studium?
Präsenzschulen sind deutlich anfälliger gegenüber plötzlicher Veränderungen und sind dadurch, dass sie auf das physische Erscheinen der Studierenden angewiesen sind, gegenüber Pandemien und Katastrophen relativ machtlos. Doch genau dieses Beieinander hat viele Vorteile. Vor allem in Fächern mit vielen praktischen Anteilen, geht es nicht remote. Kunst, Musik, Sport aber auch Chemie, Physik, Medizin – nur online kaum darstellbar. Hier braucht es den direkten Austausch zwischen Dozierenden und Studierenden. Ohne Versuchsaufbauten und Praxis geht es nicht. Und Wissenschaft ohne direkten Diskurs würde etwas fehlen, womöglich sich gar nicht so schnell entwickeln. Zudem ist es natürlich leichter, eine studentische Community real aufzubauen als über das Internet. Gemeinsames Lernen, Treffen im Café um die Ecke oder mein geliebtes Bierpong im Park geht eben nur in echt.
Es gibt also kein Entweder-Oder, sondern beide Lehrformen haben ihre Berechtigung. Das Onlinestudium wird aber seinen festen Anteil in der Ausbildung haben. Wichtig für beide Formen, es muss professionell sein.